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Von Mit­ten­wald zur Ober­brunn­alm und Epp­zir­ler Alm – Be­schrei­bung

Die­se Tour be­gann wie vie­le an­de­re mit mas­si­vem Är­ger über die Deut­sche Bahn AG: Der Au­to­mat, dem wir ein Bay­ern-​Ti­cket für die Fahrt nach Mit­ten­wald ent­lo­cken woll­ten, nahm kei­ne 50-​Eu­ro-​Schei­ne an. Dies ist zwar ein un­glaub­li­cher Af­front ge­gen­über den Kun­den, aber wir hat­ten mit Der­ar­ti­gem ge­rech­net, war uns die Deut­sche Bahn AG doch seit lan­ger Zeit als ex­trem kun­den­un­freund­li­ches und mi­se­ra­bel ge­führ­tes Un­ter­neh­men mit hirn­ris­si­gen und hin­ter­wäld­le­ri­schen Ge­schäfts­pro­zes­sen be­kannt.

So hat­ten wir vor­sichts­hal­ber ei­ne EC-​Kar­te mit­ge­nom­men, und froh­ge­mut führ­te ich die­se in den Au­to­ma­ten ein, der sie schon nach vier Le­se­ver­su­chen er­kann­te, was in An­be­tracht des­sen, was man sonst ge­wohnt ist, un­gläu­bi­ge Dank­bar­keit über den schnel­len Er­folg her­vor­rief. Ei­nen sol­chen Ge­müts­zu­stand der Fahr­gä­ste kann die Deut­sche Bahn AG na­tür­lich nicht ak­zep­tie­ren, und so wur­de die Freu­de über die un­er­war­tet schnel­le Er­ken­nung der Kar­te ab­rupt durch die un­mit­tel­bar fol­gen­de Mel­dung des Au­to­ma­ten be­en­det: "Kein Gut­ha­ben" (sinn­ge­mäß).

Da wir si­cher wa­ren, daß das mit der Kar­te ver­bun­de­ne Gi­ro­kon­to ein mehr als aus­rei­chen­des Gut­ha­ben auf­wies, brach ich den Vor­gang ab und star­te­te ei­nen neu­en Ver­such, na­tür­lich mit iden­ti­schem Er­geb­nis. Mich ir­ra­tio­na­ler Hoff­nung hin­ge­bend, wie­der­hol­te ich den Ver­such noch ei­ni­ge Ma­le, wo­bei nun ei­ni­ge Ma­le ein Ab­bruch zu­sätz­lich da­durch er­zwun­gen wur­de, daß der Au­to­mat die EC-​Kar­te nicht er­kann­te und den Slot für die Kar­te sperr­te, wohl in der Mei­nung, ihm sol­le ei­ne Fäl­schung un­ter­ge­scho­ben wer­den.

Schließ­lich er­kann­te ich, daß mei­ne Stur­heit der­je­ni­gen des Au­to­ma­ten nicht ge­wach­sen war, ver­spür­te emo­tio­na­len Druck an­ge­sichts der­je­ni­gen, die hin­ter mir in der mitt­ler­wei­le län­ge­ren Schlan­ge auf den Zu­gang zum Au­to­ma­ten war­te­ten, und gab trotz des star­ken Wun­sches nach phy­si­scher Ra­che ge­gen­über dem Ge­rät vor­läu­fig auf.

In die­sem Au­gen­blick fuhr un­ser Zug ab. Da­mit hat­ten wir Zeit zum Nach­den­ken und zo­gen uns auf ei­ne be­sonn­te Bank in früh­mor­gend­li­cher Küh­le zu­rück. Dort däm­mer­te uns, was die Ur­sa­che des Prob­lems mit der EC-​Kar­te sein könn­te: Der Au­to­mat wür­de doch nicht et­wa die Geld­kar­ten­funk­ti­on nut­zen wol­len?

Ei­ner­seits war dies die ein­zig lo­gi­sche Er­klä­rung für das Ver­hal­ten des Au­to­ma­ten, an­de­rer­seits wei­ger­ten wir uns, dies zu glau­ben, denn ein der­art schwach­sin­ni­ges Vor­ge­hen hät­ten wir bis da­to nicht ein­mal der Deut­schen Bahn AG zu­ge­traut. Wie sich im­mer wie­der zeigt, darf al­ler­dings die Fä­hig­keit die­ses Un­ter­neh­mens, in je­der Wo­che noch grö­ße­ren Mist zu bau­en als in der vor­he­ri­gen, nicht un­ter­schätzt wer­den. An­schei­nend gibt es kei­ne obe­re Schran­ke für das dort ver­sam­mel­te Maß an Idio­tie.

Be­stä­ti­gung oder Wi­der­le­gung un­se­rer Theo­rie konn­te nur durch Ex­pe­ri­ment er­fol­gen. Per Fahr­rad be­gab ich mich in die In­nen­stadt, wo ich mich zur nächst­ge­le­ge­nen Fi­lia­le der Bank mei­nes Ver­trau­ens durch­frag­te. Dort zog ich 20 EUR in klei­nen Schei­nen, die dem Au­to­ma­ten not­falls ge­nehm sein soll­ten, und lud mei­ne EC-​Kar­te, die Geld­kar­ten­funk­ti­on nut­zend, mit 50 EUR auf. Nach mei­ner Rück­kehr zum Bahn­hof er­wies sich un­se­re Ver­mu­tung tat­säch­lich als rich­tig; ich konn­te das Ti­cket jetzt un­ter Ver­wen­dung der EC-​Kar­te prob­lem­los lö­sen. Dies war ge­ra­de noch so recht­zei­tig er­le­digt, daß wir den näch­sten Zug zu un­se­rem Ziel neh­men konn­ten; lei­der be­nö­tig­te die­ser mehr als ei­ne hal­be Stun­de län­ger zum Ziel als der, den wir ur­sprüng­lich zu be­nut­zen be­ab­sich­tig­ten.

Auf­grund der hirn­ver­brann­ten Au­to­ma­ten­tech­nik der Deut­schen Bahn AG ent­stand für uns al­so gro­ßer Är­ger und ein Zeit­ver­lust von fast ein­ein­halb Stun­den. Die Mit­glie­der der Füh­rungs­eta­ge die­ses Saft­la­dens schei­nen je­des für sich ein Aus­fall von be­son­de­rem Schlag zu sein, selbst wenn man sie mit nur mit dem Pack ver­gleicht, wel­ches in den Füh­rungs­eta­gen an­de­rer gro­ßer deut­scher Ags gie­rig, skru­pel-​ und kennt­nis­los sein Un­we­sen treibt.

Wie­viel Dumm­heit, In­kom­pe­tenz, Ig­no­ranz und Ar­ro­ganz muß ein Ent­schei­der ei­gent­lich be­sit­zen, um als ein­zi­ge Mög­lich­keit der elek­tro­ni­schen Zah­lung an ei­nem Au­to­ma­ten aus­ge­rech­net die­je­ni­ge aus­zu­wäh­len, die in dem be­tref­fen­den Land am we­nig­sten ver­brei­tet ist, oder bei Bar­zah­lung ei­nen der am häu­fig­sten ver­wen­de­ten und vor­han­de­nen Geld­schei­ne nicht zu­zu­las­sen? Ich per­sön­lich ken­ne je­den­falls we­der ei­nen Ver­brau­cher, der die Geld­kar­ten­funk­ti­on je­mals ge­nutzt hät­te (mich selbst ein­ge­schlos­sen), noch auch nur ei­nen ein­zi­gen An­bie­ter (au­ßer der Bahn), der die­se Zah­lungs­wei­se er­zwingt.

We­nig­stens ver­lief die Fahrt selbst oh­ne Ver­spä­tun­gen, und die un­glaub­lich lan­ge Dau­er der Fahrt aus der Nä­he von Augs­burg in die Baye­ri­schen Al­pen hat­te den po­si­ti­ven Ef­fekt, daß sich in die­ser Zeit der Zorn über das so­eben Er­leb­te le­gen konn­te – fürs Er­ste.

Im Ried­bo­den
Im Riedboden zwischen Scharnitz und Mittenwald (im Hintergrund Karlspitze, Erlspitze, Solstein und die Brandjochspitzen)
Im Ried­bo­den zwi­schen Schar­nitz und Mit­ten­wald (im Hin­ter­grund Karl­spit­ze, Erl­spit­ze, Sol­stein und die Brand­joch­spit­zen)
Im Riedboden zwischen Scharnitz und Mittenwald (im Hintergrund Karlspitze, Erlspitze, Solstein und die Brandjochspitzen)
Im Isar­tal
Kajakfahrer auf der jungen Isar im Isartal oberhalb von Scharnitz
Ka­jak­fah­rer auf der jun­gen Isar im Isar­tal ober­halb von Schar­nitz
Kajakfahrer auf der jungen Isar im Isartal oberhalb von Scharnitz
Gleirsch­bach
Blick auf den Gleirschbach (Ausgang der Gleirschklamm)
Blick auf den Gleirsch­bach (Aus­gang der Gleirsch­klamm)
Blick auf den Gleirschbach (Ausgang der Gleirschklamm)
Ober­brunn­alm
Ausblick kurz unterhalb der Oberbrunnalm: Leutascher Dreitorspitze, Oberreintalschrofen, Teufelsgrat, Hochwanner, Gehrenspitze
Aus­blick kurz un­ter­halb der Ober­brunn­alm: Leu­ta­scher Drei­tor­spit­ze, Ober­rein­tal­schro­fen, Teu­fels­grat, Hoch­wan­ner, Geh­ren­spit­ze
Ausblick in kurz unterhalb der Oberbrunnalm: Leutascher Dreitorspitze, Oberreintalschrofen, Teufelsgrat, Hochwanner, Gehrenspitze

Die Tour be­ginnt am Mit­ten­wal­der Bahn­hof und führt bald aus dem Ort hi­naus zum Ried­bo­den, wo­bei die jun­ge Isar für ei­ni­ge Me­ter be­glei­tet und ei­ni­ge Ma­le ge­quert wird. Ziel ist zu­nächst der klei­ne, aber bei MTB-​Fah­rern sehr be­kann­te Ort Schar­nitz, der knapp hin­ter der Gren­ze in Ös­ter­reich liegt.

Die Fahrt von Mit­ten­wald nach Schar­nitz über den Ried­bo­den ist be­reits das er­ste High­light die­ser Tour. In der Fer­ne ge­ra­de­aus er­he­ben sich Karl­spit­ze, Erl­spit­ze, Sol­stein und die Brand­joch­spit­zen, und die Flo­ra be­ein­druckt. Das Na­tur­schutz­ge­biet ist größ­ten­teils von kur­zem Gras und al­ten, klein­wüch­si­gen Föh­ren be­stan­den. Lei­der konn­ten wir bis­lang kei­ne De­tails be­tref­fend Bio­lo­gie und Ent­ste­hung die­ses Klein­ods in Er­fah­rung brin­gen; das Aus­se­hen des Bo­dens er­in­nert stel­len­wei­se je­den­falls an die Bu­ckel­wie­sen.

Ob­wohl wir die Stre­cke oft ge­fah­ren sind, be­ein­druckt sie uns im­mer wie­der. Vor ei­ni­gen Jah­ren woll­te es der Zu­fall, daß ich die­sen Ab­schnitt sehr früh am Tag noch im Früh­ne­bel ge­nie­ßen durf­te; dies ist bis heu­te ei­ne mei­ner schön­sten Er­in­ne­run­gen.

Der Weg ver­läuft hier fast flach; es wer­den knapp 50 hm auf ei­ner Di­stanz von rund 10 km ge­won­nen. Aus die­sem Grund ist die­ser Weg für MTB-​Fah­rer ei­ne op­ti­ma­le Ver­bin­dung von Mit­ten­wald nach Schar­nitz, die prob­lem­los je­der MTB-​Tour vo­ran­ge­stellt wer­den kann und ein lä­sti­ges Prob­lem al­ler MTB-​Fah­rer löst, die aus Deutsch­land per Zug zu ei­ner der vie­len MTB-​Tou­ren an­rei­sen möch­ten, die in Schar­nitz be­gin­nen: Das Bay­ern-​Ti­cket gilt nur bis Mit­ten­wald, je­doch nicht bis Schar­nitz, das schon in Ös­ter­reich liegt. Dank der wun­der­schö­nen Stre­cke durch den Ried­bo­den kann der Zug in Mit­ten­wald ver­las­sen und die fi­nan­zi­el­le und zeit­li­che Be­la­stung der Grenz­über­schrei­tung per Zug ver­mie­den wer­den.

Spä­te­stens in Schar­nitz muß ent­schie­den wer­den, ob der Haupt­teil der Tour im Uhr­zei­ger­sinn oder ge­gen den­sel­ben ab­sol­viert wer­den soll. Die hier be­schrie­be­ne Fahrt­rich­tung ist auf­grund des kur­zen, un­ten be­schrie­be­nen bru­ta­len Weg­stücks die et­was schwie­ri­ge­re. Die Un­ter­schie­de zwi­schen den Fahrt­rich­tun­gen sind aber bei wei­tem nicht so be­deu­tend, daß man sich da­rü­ber ernst­haft Ge­dan­ken ma­chen müß­te.

In Schar­nitz trifft man wie­der auf die jun­ge Isar; für die näch­sten 5 km wird das Isar­tal fluß­auf­wärts be­fah­ren. Auch das ist wie­der ein fas­zi­nie­ren­des Er­leb­nis in schö­ner Ku­lis­se. Die Isar ist hier noch ein kri­stal­le­ner Wild­fluß, die Kraft des Was­sers wäh­rend der Schnee­schmel­ze läßt sich auch im Som­mer er­ah­nen, und nach je­dem Hoch­was­ser sieht die­ser Teil des Isar­ta­les an­ders aus. Es bleibt ge­nü­gend Zeit und Atem, den hier noch na­tür­li­chen, un­ge­zähm­ten und durch kei­ner­lei Be­ton ver­ge­wal­tig­ten Fluß ge­büh­rend zu be­wun­dern, denn auf die­sem Stre­cken­teil sind nur rund 100 hm auf gu­tem Weg zu über­win­den.

Die Er­for­der­nis an Fahr­kön­nen und Kon­di­ti­on än­dert sich ab­rupt im näch­sten Teil der Fahrt: Wo der Gleirsch­bach in die Isar mün­det, wird das Isar­tal ver­las­sen, und es be­ginnt die Auf­fahrt Rich­tung Ober­brunn­alm, die für rund 2 km zu­nächst an der Flan­ke des Gleirsch­sei­ter ver­läuft, par­al­lel zum Gleirsch­bach, aber ein gu­tes Stück ober­halb der Schlucht, die die­ser in den Berg ge­gra­ben hat.

Der er­ste Teil die­ser Auf­fahrt war bru­tal: Vor uns lag ein er­schre­cken­des, stei­les, mit Schot­ter über­sä­tes und Ge­steins­bro­cken durch­setz­tes Un­ge­heu­er von Kar­ren­weg. Nur in ei­nem Kampf bis aufs Mes­ser mit Un­ter­grund und Puls ließ sich die­sem Hö­hen­me­ter für Hö­hen­me­ter ab­rin­gen. Die mei­sten wer­den in An­be­tracht der kom­men­den Auf­ga­ben hier nicht be­reits ihr gan­zes Pul­ver ver­schie­ßen wol­len und statt­des­sen für ei­ni­ge Hö­hen­me­ter schie­ben.

Der Spuk hat nach gut 100 hm sein En­de; hier kreuzt ein be­que­mer Forst­weg, der bis zum En­de die­ses Ab­schnitts be­fah­ren wird. Die Idee, den oben er­wähn­ten Kar­ren­weg durch Be­nut­zung der Gleirsch­klamm zu ver­mei­den, soll­te von vorn­he­rein ad ac­ta ge­legt wer­den. Mit dem MTB ist das Fah­ren durch die Klamm un­mög­lich, und das Bike dort un­ter be­rech­tigt schie­fen Bli­cken von Wan­de­rern durch­zu­schlep­pen, hat ab­so­lut kei­nen Sinn.

Epp­zir­ler Alm 1
Auffahrt zur Eppzirler Alm: Blick auf die Freiungspitzen und Kuhljochspitze
Auf­fahrt zur Epp­zir­ler Alm: Blick auf die Frei­ung­spit­zen und Kuhl­joch­spit­ze
Auffahrt zur Eppzirler Alm: Blick auf die Freiungspitzen und Kuhljochspitze
Epp­zir­ler Alm 2
Auffahrt zur Eppzirler Alm: Blick auf die Erlspitze
Auf­fahrt zur Epp­zir­ler Alm: Blick auf die Erl­spit­ze
Auffahrt zur Eppzirler Alm: Blick auf die Erlspitze
Epp­zir­ler Alm 3
Auffahrt zur Eppzirler Alm: Panorama mit Erlspitze, Kuhljochspitze, Freiungspitzen
Auf­fahrt zur Epp­zir­ler Alm: Pa­no­ra­ma mit Erl­spit­ze, Kuhl­joch­spit­ze, Frei­ung­spit­zen
Auffahrt zur Eppzirler Alm: Panorama mit Erlspitze, Kuhljochspitze, Freiungspitzen
Epp­zir­ler Alm 4
Auffahrt zur Eppzirler Alm: Panorama mit Freiungspitzen, Ursprungsattel, Reither Spitze
Auf­fahrt zur Epp­zir­ler Alm: Pa­no­ra­ma mit Frei­ung­spit­zen, Ur­sprung­sat­tel, Rei­ther Spit­ze
Auffahrt zur Eppzirler Alm: Panorama mit Freiungspitzen, Ursprungsattel, Reither Spitze

Der näch­ste Teil der Stre­cke be­ginnt mit der Que­rung des Gleirsch­ba­ches, die mit ei­nem ab­rup­ten Rich­tungs­wech­sel ver­bun­den ist. Bis zur Ober­brunn­alm sind da­nach rund 4 km und 400 hm auf gu­tem Un­ter­grund zu ab­sol­vie­ren, im Prin­zip das Iser­tal (Iser­tal, nicht Isar­tal) auf­wärts, stets ei­ni­ge Hö­hen­me­ter ober­halb des Tal­bo­dens, an der Flan­ke von Hoch­wald­kopf und Zun­ter­kopf ent­lang. Zwar tau­chen ab und an stei­le­re Ram­pen auf, aber ins­ge­samt ist der Weg prob­lem­los mach­bar und be­rei­tet auf­grund der um­ge­ben­den Land­schaft, der herr­li­chen Flo­ra und der herr­schen­den Ru­he pu­re Freu­de.

Den hin­te­ren Ab­schluß des Iser­tals bil­det ein Joch, das den höch­sten Punkt der Tour mar­kiert, das Iser­tal vom Karl­tal trennt und sich den berg­auf Fah­ren­den auf be­son­de­re Wei­se an­kün­digt: An­ge­neh­mer Ge­gen­wind und un­ver­se­hens wech­seln­de Düf­te las­sen ei­ne Än­de­rung der Si­tua­ti­on er­ah­nen, lan­ge be­vor es er­reicht ist.

Auf dem Joch an­ge­kom­men, er­öff­nen sich groß­ar­ti­ge Bli­cke auf Tei­le des Wet­ter­stein-​Mas­sivs, und die Ober­brunn­alm liegt nur noch we­ni­ge hun­dert Me­ter ent­fernt. Dort zu ra­sten, ist nun er­ste Pflicht des MTB-​Fah­rers; dies nicht et­wa, weil die Fahrt oh­ne Rast auf­grund von Über­an­stren­gung nicht mehr fort­zu­set­zen wä­re, son­dern viel­mehr der tol­len Aus­bli­cke so­wie des Alm­wir­tes und sei­ner Alm we­gen.

Über Alm und Wirt kur­sie­ren ei­ni­ge Ge­schich­ten; von man­chen kön­nen wir nun be­stä­ti­gen, daß sie wahr sind. Tat­säch­lich er­hält je­der Gast, egal wie ver­schwitzt, mü­de oder frisch, egal ob Rad­sport­ler oder Wan­de­rer, als er­ste Ver­kö­sti­gung oh­ne wei­te­re Nach­fra­ge vom Wirt ein Stam­perl Schnaps als Ge­gen­mit­tel zu Durst oder Hun­ger.

Hin­wei­se da­rauf, daß die­se Ver­kö­sti­gung aus phy­sio­lo­gi­scher Sicht mög­li­cher­wei­se der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on nicht an­ge­mes­sen sein könn­te, sind sinn­los; der Wirt wird von al­len an­de­ren Gä­sten selbst­ver­ständ­lich da­bei un­ter­stützt, selbst stren­ge Ab­sti­nenz­ler wie mich da­von zu über­zeu­gen, sein Ge­schenk ein­zu­lö­sen.

Wir ha­ben dies nicht be­reut; der Schnaps, mild und mit star­ker, wür­zi­ger No­te, mun­de­te ex­zel­lent. Al­ler­dings be­sit­zen wir man­gels ein­schlä­gi­gen Fach­wis­sens nicht die ge­ring­ste Kennt­nis über sei­ne In­halts­stof­fe oder da­rü­ber, ob ihn der Wirt selbst ge­brannt hat.

Nach die­sem Vor­spiel und dem Ver­zehr der hof­fent­lich ge­tä­tig­ten re­gu­lä­ren Be­stel­lung kehrt völ­li­ge, stö­rungs­lo­se Zu­frie­den­heit in den Gast ein, und es mag ei­ner der kost­ba­ren Au­gen­bli­cke ent­ste­hen, die lan­ge im Ge­dächt­nis haf­ten blei­ben. Kaum läßt sich fest­le­gen, ob die ein­fa­che Spei­se auf­grund der gu­ten Luft, auf­grund des Pa­no­ra­mas oder auf­grund der tol­len Stim­mung auf der uri­gen Alm so her­vor­ra­gend ge­schmeckt hat.

Hier kann man sich durch­aus ver­lie­ren und die Zeit völ­lig ver­ges­sen, al­ler­dings erst nach ei­ner klei­nen Re­chen­auf­ga­be: Der Wirt möch­te sei­ne Kraft nicht an Un­wich­ti­ges ver­schwen­den und for­dert auch grö­ße­re Grup­pen von Gä­sten da­zu auf, das zu zah­len­de Ent­gelt selbst aus­zu­rech­nen. Nach Kennt­nis­nah­me des so er­mit­tel­ten Be­trags er­folgt mei­stens ei­ne Run­dung nach un­ten, be­glei­tet von den Wor­ten: "Baßt scho".

Epp­zir­ler Alm 5
Auffahrt zur Eppzirler Alm: Panorama mit Kuhljochspitze, Freiungspitzen, Ursprungsattel, Reither Spitze
Auf­fahrt zur Epp­zir­ler Alm: Pa­no­ra­ma mit Kuhl­joch­spit­ze, Frei­ung­spit­zen, Ur­sprung­sat­tel, Rei­ther Spit­ze
Auffahrt zur Eppzirler Alm: Panorama mit Kuhlojochspitze, Freiungspitzen, Ursprungsattel, Reither Spitze
Epp­zir­ler Alm 6
Blick von der Eppzirler Alm ins Tal: Flanke der Seefelder Spitze / Luchsfallenschrofen, Flanke des Brunstkopf, im Hintergrund Große und Mittlere Arnspitze, Arnplattenspitze
Blick von der Epp­zir­ler Alm ins Tal: Flan­ke der See­fel­der Spit­ze / Luchs­fal­len­schro­fen, Flan­ke des Brunst­kopf, im Hin­ter­grund Gro­ße und Mitt­le­re Arn­spit­ze, Arn­plat­ten­spit­ze
Blick von der Eppzirler Alm ins Tal: Flanke der Seefelder Spitze / Luchsfallenschrofen, Flanke des Brunstkopf, im Hintergrund Große und Mittlere Arnspitze, Arnplattenspitze
Epp­zir­ler Alm 7
Blick von der Eppzirler Alm ins Tal: Flanken des Sunntigkopfl und der Seefelder Spitze / Luchsfallenschrofen
Blick von der Epp­zir­ler Alm ins Tal: Flan­ken des Sunn­tig­kopfl und der See­fel­der Spit­ze / Luchs­fal­len­schro­fen
Blick von der Eppzirler Alm ins Tal: Flanken des Sunntigkopfl und der Seefelder Spitze / Luchsfallenschrofen
Epp­zir­ler Alm 8
Blick von der Eppzirler Alm ins Tal: Flanke von Brunstkopf / Marchkopf / Samstagkarspitze
Blick von der Epp­zir­ler Alm ins Tal: Flan­ke von Brunst­kopf / March­kopf / Sam­stag­kar­spit­ze
Blick von der Eppzirler Alm ins Tal: Flanke von Brunstkopf / Marchkopf / Samstagkarspitze

Daß dem Wirt MTB-​Fah­rer ehr­lich am Her­zen lie­gen, ist im­mer spür­bar. Schnell ist man in ein Ge­spräch über Klick­pe­da­le, Sturz­ge­fahr oder ähn­li­che Din­ge ver­wi­ckelt. Der Zu­fall woll­te es spä­ter, daß der Wirt mit sei­nem Jeep zum glei­chen Zeit­punkt ins Tal fah­ren woll­te, zu dem auch wir uns zum Auf­bruch be­reit mach­ten. Er frag­te uns tat­säch­lich, ob er mit dem An­tritt sei­ner Fahrt so lan­ge war­ten sol­le, bis wir auf­ge­bro­chen sei­en – um uns zu­erst fah­ren zu las­sen und so zu ver­hin­dern, daß wir un­ter dem von sei­nem Wa­gen auf­ge­wir­bel­ten Staub zu lei­den hät­ten. Ei­ne der­ar­ti­ge Rück­sicht­nah­me ist ab­so­lut be­gei­sternd, zeugt von ei­nem tol­len Cha­rak­ter und von gro­ßem Re­spekt ge­gen­über der Na­tur und dem Le­ben.

Die Alm selbst ist ge­nau­so kul­tig wie ihr Wirt: So­weit er­kenn­bar, aus Holz ge­baut, un­ter­schei­det sie sich in an­ge­nehm­ster Wei­se von den mo­der­nen Be­ton­klöt­zen, die mitt­ler­wei­le lei­der auf vie­len an­de­ren Al­men ste­hen und die viel­leicht ge­ra­de noch ei­nen Ali­bi-​An­bau oder Bal­kon­brü­stun­gen aus Holz be­sit­zen. Zur ent­spre­chen­den Jah­res­zeit ist das Me­ckern jun­ger Zie­gen, die in Frei­ge­he­gen mit Schwei­nen und an­de­ren Tie­ren he­rum­lau­fen, gern ge­hör­te aku­sti­sche Be­glei­tung beim Es­sen, Ent­span­nen oder wäh­rend der Ge­sprä­che.

Die Jung­tie­re nut­zen die Vor­tei­le ih­res Kind­chen­sche­mas scham­los aus und wis­sen ge­nau, daß ih­re herz­er­wei­chen­den Laut­äu­ße­run­gen von den Gä­sten nicht lan­ge aus­ge­hal­ten wer­den und die­se da­zu ver­lei­ten, ih­nen Le­cker­bis­sen zu rei­chen, und so fin­det zu­wei­len ein äu­ßerst amü­san­ter Wett­be­werb um die am mei­sten Mit­leid er­re­gen­de Stimm­la­ge statt. Es ist wohl un­nö­tig, zu er­wäh­nen, daß der Wirt sei­ne Tie­re an der Stim­me zu er­ken­nen und ge­nau um die Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten je­des In­di­vi­du­ums zu wis­sen scheint.

Ir­gend­wann aber muß, wenn auch schwe­ren Her­zens, der näch­ste Ab­schnitt der Tour an­ge­gan­gen wer­den. Die­ser be­steht zu­nächst aus ei­ner rund 3 km lan­gen Ab­fahrt über rund 300 hm durch das Karl­tal auf gu­tem Forst­weg; am un­te­ren En­de des Karl­ta­les zweigt der Weg zur Epp­zir­ler Alm ab.

Epp­zir­ler Alm 9
Blick von der Eppzirler Alm ins Tal: Große Arnspitze mit Ausläufer, ganz hinten das Estergebirge
Blick von der Epp­zir­ler Alm ins Tal: Gro­ße Arn­spit­ze mit Aus­läu­fer, ganz hin­ten das Ester­ge­bir­ge
Blick von der Eppzirler Alm ins Tal: Große Arnspitze mit Ausläufer, ganz hinten das Estergebirge
Epp­zir­ler Alm 10
Blick von der Eppzirler Alm nach oben auf die Freiungspitzen
Blick von der Epp­zir­ler Alm nach oben auf die Frei­ung­spit­zen
Blick von der Eppzirler Alm nach oben auf die Freiungspitzen
Gie­ßen­bach
Szene am Gießenbach
Sze­ne am Gie­ßen­bach
Szene am Gießenbach
Arn­spit­zen
Blick auf die Arnspitzen, kurz vor Gießenbach
Blick auf die Arn­spit­zen, kurz vor Gie­ßen­bach
Blick auf die Arnspitzen, kurz vor Gießenbach

Ein Ab­ste­cher dort­hin soll­te un­be­dingt ins Pro­gramm auf­ge­nom­men wer­den. Ob­wohl rund 80 hm tie­fer lie­gend als die Ober­brunn­alm, be­fin­det sich die Epp­zir­ler Alm in sen­sa­tio­nel­lem Ge­län­de: Das Tal, in dem sie liegt, ist an drei Sei­ten von be­ein­dru­cken­den, bis zu 2500 m ho­hen Berg­mas­si­ven um­ge­ben, die fast schon ein we­nig an die Do­lo­mi­ten er­in­nern. Da­zu ge­hö­ren die Karl­spit­ze im Nord­osten, die Erl­spit­ze im Süd­osten, die Frei­ung­spit­zen im Süd­we­sten und die See­fel­der Spit­ze im Nord­we­sten.

Hin-​ und Rück­weg bei die­sem Ab­ste­cher sind gleich; es sind rund 3.5 km und gut 200 hm (ein­fach), wie­der auf gu­tem und be­quem fahr­ba­ren Weg. Trotz des Pa­no­ra­mas strahlt die Epp­zir­ler Alm bei wei­tem nicht die Ge­müt­lich­keit, Ehr­lich­keit und Ru­he der Ober­brunn­alm aus, son­dern er­in­nert mehr an ei­nen grö­ße­ren ga­stro­no­mi­schen Be­trieb, al­ler­dings eben­falls von un­be­rühr­ter Na­tur um­ge­ben und mit Si­cher­heit ei­nen Be­such wert. Auf­grund fort­ge­schrit­te­ner Uhr­zeit muß­ten wir für dies­mal aber da­rauf ver­zich­ten und tra­ten die Ab­fahrt zum Aus­gangs­punkt des Ab­ste­chers, al­so dem un­te­ren En­de des Karl­tals, an.

Der näch­ste Teil der Stre­cke be­steht in ei­ner Ab­fahrt durch das Vor­de­re und Hin­te­re Lehn­tal und führt fast im­mer am Gie­ßen­bach ent­lang bis zur gleich­na­mi­gen Ort­schaft. Auch auf die­ser Ab­fahrt, auf der auf stel­len­wei­se et­was schott­ri­gem, aber an­son­sten gu­tem und brei­tem Forst­weg rund 200 hm auf ei­ne Di­stanz von knapp 3 km ver­nich­tet wer­den, bie­ten sich wie­der sehr schö­ne Pa­no­ra­ma­bli­cke, un­ter an­de­rem auf das Mas­siv der Gro­ßen und Mitt­le­ren Arn­spit­ze. Auch die klei­nen Schluch­ten, die der Gie­ßen­bach stel­len­wei­se in den Fels ge­gra­ben hat, sind se­hens­wert.

In Gie­ßen­bach an­ge­kom­men, ist Schar­nitz das näch­ste Etap­pen­ziel, wo­bei da­rauf ge­ach­tet wer­den soll­te, nicht di­rekt an der See­fel­der Bun­des­stra­ße 177 / E533 ent­lang zu fah­ren. Viel­mehr soll­te der et­was schwie­rig zu fin­den­de Ein­stieg zu ei­nem hier nicht ver­mu­te­ten, sehr schö­nen und kom­plett fahr­ba­ren Sing­le-​Trail ge­sucht wer­den, der in aus­rei­chen­dem Ab­stand zur Bun­des­stra­ße über gut 2 km fast bis nach Schar­nitz führt und zum Schluß die­ser Tour noch­mals ei­nen Hö­he­punkt dar­stellt. Ab Schar­nitz führt der Rück­weg auf der An­fahrts­stre­cke durch den herr­li­chen Ried­bo­den nach Mit­ten­wald zu­rück.

Arn­plat­ten­spit­ze
Blick auf die Arnplattenspitze, kurz vor Gießenbach
Blick auf die Arn­plat­ten­spit­ze, kurz vor Gie­ßen­bach
Blick auf die Arnplattenspitze, kurz vor Gießenbach
Trail 1
Single Trail bei Gießenbach (Rückweg nach Scharnitz)
Sing­le Trail bei Gie­ßen­bach (Rück­weg nach Schar­nitz)
Single Trail bei Gießenbach (Rückweg nach Scharnitz)
Trail 2
Single Trail bei Gießenbach (Rückweg nach Scharnitz)
Sing­le Trail bei Gie­ßen­bach (Rück­weg nach Schar­nitz)
Single Trail bei Gießenbach (Rückweg nach Scharnitz)



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