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Von Mit­ten­wald zur Hal­ler­an­ger­alm und Plei­sen­hüt­te – Be­schrei­bung und Fo­tos

Die­se Tour ge­hört zu den vie­len un­ver­geß­li­chen, die in der Ge­gend um Mit­ten­wald und Schar­nitz ih­ren Aus­gangs­punkt ha­ben. Wir star­te­ten die Tour am Bahn­hof in Mit­ten­wald, weil wir uns den zeit­li­chen und fi­nan­zi­el­len Auf­wand des Grenz­über­tritts per Zug er­spa­ren woll­ten: Das Bay­ern-​Ti­cket gilt nur in­ner­halb Bay­erns, Schar­nitz liegt schon in Ös­ter­reich.

Der er­ste Ab­schnitt der Fahrt führt un­ge­fähr in Rich­tung Sü­den; nach knapp 2 km ist der Orts­rand von Mit­ten­wald er­reicht. Von dort ver­läuft ei­ne schon an­dern­orts ge­wür­dig­te, wie für MTB-​Fah­rer ge­schaf­fe­ne Ver­bin­dung nach Schar­nitz über den Ried­bo­den. Durch die­sen zie­hen sich zwei Haupt­we­ge; wir wähl­ten dies­mal den­je­ni­gen, der an der Isar ent­lang führt und der, wie sich he­raus­stel­len soll­te, der noch in­te­res­san­te­re der bei­den ist.

Nach knapp 4 km und rund 50 hm schön­ster Fahrt ist Schar­nitz er­reicht. Die Durch­que­rung des klei­nen Or­tes nimmt eben­falls kaum Zeit und Kraft in An­spruch und ist nach rund 2 km und 30 hm er­le­digt. Da­nach wech­selt die Fahrt­rich­tung nach Osten, und die Stre­cke läuft stets nur we­ni­ge Me­ter vom Ufer der Isar ent­lang. Nach gut 1 km und rund 30 hm zweigt der Weg zur Plei­sen­hüt­te ab, und spä­tes­tens hier muß ent­schie­den wer­den, wel­che der He­raus­for­de­run­gen zu­erst an­ge­gan­gen wird: Hal­ler­an­ger­alm oder Plei­sen­hüt­te.

Da wir uns da­für ent­schie­den hat­ten, zu­erst die Hal­ler­an­ger­alm zu be­su­chen, lie­ßen wir den Ab­zweig zur Plei­sen­hüt­te links lie­gen und folg­ten dem Weg wei­ter tal­ein­wärts, bis nach knapp 2 km und 30 hm die am ge­gen­über lie­gen­den Ufer be­find­li­che Mün­dung des Gleirsch­ba­ches in die Isar er­reicht war. Die land­schaft­li­chen Ein­drü­cke in die­sem Teil der Fahrt sind an an­de­rer Stel­le ge­schil­dert und des­halb hier nicht aus­führ­lich dar­ge­stellt; al­ler­dings fand die Fahrt dies­mal auf der an­de­ren Sei­te der Isar statt.

Im Hin­ter­au­tal
Im Hinterautal: Isar, Vomper Kette (links, u.a. kleiner Heissenkopf, Südliche Sonnenspitze), Gleirsch-Halltal-Kette (rechts, u.a. Hallerangerspitze, Gamskarspitze)
Im Hin­ter­au­tal: Isar, Vom­per Ket­te (links, u.a. klei­ner Heis­sen­kopf, Süd­li­che Son­nen­spit­ze), Gleirsch-​Hall­tal-​Ket­te (rechts, u.a. Hal­ler­an­ger­spit­ze, Gams­kar­spit­ze.)
Im Hinterautal: Isar, Vomper Kette (links, u.a. kleiner Heissenkopf, Südliche Sonnenspitze), Gleirsch-Halltal-Kette (rechts, u.a. Hallerangerspitze, Gamskarspitze)
Im Hin­ter­au­tal
Im Hinterautal: Wasserkarspitze, Hoher Gleirsch, Schönflecke mit Blutsgrabensenke
Im Hin­ter­au­tal: Was­ser­kar­spit­ze, Ho­her Gleirsch, Schön­fle­cke mit Bluts­gra­ben­sen­ke.
Im Hinterautal: Wasserkarspitze, Hoher Gleirsch, Schönflecke mit Blutsgrabensenke
Im Hin­ter­au­tal
Im Hinterautal: Riegelkarspitzen, Jägerkarspitze, Hinterödkopf
Im Hin­ter­au­tal: Rie­gel­kar­spit­zen, Jä­ger­kar­spit­ze, Hin­ter­öd­kopf.
Im Hinterautal: Riegelkarspitzen, Jägerkarspitze, Hinterödkopf
Im Hin­ter­au­tal
Im Hinterautal: Kleines Ödkar, Große Seekarspitze
Im Hin­ter­au­tal: Klei­nes Öd­kar, Gro­ße See­kar­spit­ze.
Im Hinterautal: Kleines Ödkar, Große Seekarspitze

Der noch ver­blei­ben­de Weg zur Hal­ler­an­ger­alm glie­dert sich in zwei Tei­le. Der er­ste Teil führt durch fast das ge­sam­te Hin­ter­au­tal, en­det bei der Ka­sten­alm und ist rund 10 km lang, die Hö­hen­dif­fe­renz be­trägt rund 150 hm. Es han­delt sich da­bei um ei­ne der we­ni­gen Stre­cken, die auch für ab­so­lu­te An­fän­ger, Se­nio­ren und Fa­mi­li­en ge­eig­net sind, da­bei aber doch sen­sa­tio­nel­le land­schaft­li­che Er­leb­nis­se und Na­tur­ein­drü­cke bie­ten.

Das un­faß­bar schö­ne Hin­ter­au­tal liegt im Her­zen des Kar­wen­del, zwi­schen der Vom­per Ket­te und der Gleirsch-​Hall­tal-​Ket­te; es wur­de von der Isar ge­schaf­fen, und mit je­dem ge­fah­re­nen Me­ter nä­hert man sich dem Ur­sprung die­ses viert­größ­ten baye­ri­schen Flus­ses. Von we­ni­gen Aus­nah­men ab­ge­se­hen, ver­läuft der auch mit ein­fa­chen Fahr­rä­dern gut mach­ba­re Weg stets in Ufer­nä­he.

Wahr­lich atem­be­rau­bend sind da­bei die An­bli­cke der Rie­sen der Gleirsch-​Hall­tal-​Ket­te: Ho­her Gleirsch, Rie­gel­kar­spit­zen, Jä­ger­kar­spit­ze, Hin­ter­öd­kopf, Jä­ger­karl­spit­ze, Prax­ma­rer­kar­spit­zen, Kas­kar­spit­ze, Sonn­tag­kar­spit­ze, Bach­ofen­spit­zen und der be­kann­te La­fat­scher, al­le­samt zwi­schen 2400 m und 2700 m hoch, ge­ben sich zur Rech­ten die Eh­re.

An­fangs noch nicht sicht­bar, weil der Weg zu­nächst an ih­ren Flan­ken ent­lang läuft, sind die Mit­glie­der der Vom­per Ket­te. Erst wenn sich der Weg von den Berg­flan­ken löst und sich mehr in die Mit­te des Ta­les zieht, ge­lan­gen auch zur Lin­ken ma­jes­tä­ti­sche Gip­fel ins Blick­feld und ru­fen un­gläu­bi­ges Stau­nen her­vor. Die be­kann­te­sten da­von sind si­cher­lich Birk­kar­spit­ze und Öd­kar­spit­ze, bei­de rund 2750 m hoch, aber auch Kalt­was­ser­kar­spit­ze, Mo­ser­kar­spit­ze, Küh­karl­spit­ze und die Son­nen­spit­zen ge­hö­ren da­zu, je­weils über 2500 m hoch.

Selbst wer nicht nach links oder rechts blickt, hat im­mer noch den öst­li­chen Ab­schluß der Vom­per Ket­te mit Drei­zin­ken­spit­ze, Gru­ben­kar­spit­ze, Ross­loch­spit­ze, Hoch­kan­zel, Brantl­spit­ze, Gams­kar­spit­ze, Hal­ler­an­ger­spit­ze und Sunn­ti­ger­spit­ze vor Au­gen, al­le zwi­schen 2300 m und 2700 m hoch. Die al­pi­nen, Re­spekt ge­bie­ten­den Fels­er­he­bun­gen kon­tra­stie­ren mit der un­mit­tel­ba­ren Um­ge­bung des Fah­rers, die von lo­cke­rem, na­tur­be­las­se­nem, küh­len­dem Wald, un­zäh­li­gen que­ren­den Bach­läu­fen so­wie der ein­mal wie ein gluck­sen­der Wald­bach, ein­mal wie ein rei­ßen­der Berg­fluß sich ge­bä­ren­den Isar ge­prägt ist. De­ren Was­ser weist be­reits hier, in so kur­zer Ent­fer­nung von ih­rer Quel­le, die ty­pi­sche, durch aus­ge­wa­sche­ne Kalk­mi­ne­ra­li­en ver­ur­sach­te grün­li­che Far­be auf.

Im Hin­ter­au­tal
Im Hinterautal: Spitzhüttenkopf, Kleines Ödkar, Große Seekarspitze
Im Hin­ter­au­tal: Spitz­hüt­ten­kopf, Klei­nes Öd­kar, Gro­ße See­kar­spit­ze.
Im Hinterautal: Spitzhüttenkopf, Kleines Ödkar, Große Seekarspitze
Im Hin­ter­au­tal
Im Hinterautal: Von weiter oben nochmals Hoher Gleirsch, Schönflecke mit Blutsgrabensenke
Im Hin­ter­au­tal: Von wei­ter oben noch­mals Ho­her Gleirsch, Schön­fle­cke mit Bluts­gra­ben­sen­ke.
Im Hinterautal: Von weiter oben nochmals Hoher Gleirsch, Schönflecke mit Blutsgrabensenke
Isar
Im Hinterautal: Sturm und Drang der jugendlichen Isar
Im Hin­ter­au­tal: Sturm und Drang der ju­gend­li­chen Isar.
Im Hinterautal: Sturm und Drang der jugendlichen Isar
Isar
Im Hinterautal: Typische grünliche Farbe der erst wenige Kilometer alten Isar
Im Hin­ter­au­tal: Ty­pi­sche grün­li­che Far­be der erst we­ni­ge Ki­lo­me­ter al­ten Isar.
Im Hinterautal: Typische grünliche Farbe der erst wenige Kilometer alten Isar

Kurz vor der Ka­sten­alm stell­te sich trotz der bis­he­ri­gen Be­gei­ste­rung ein mul­mi­ges Ge­fühl ein. An ei­ner be­stimm­ten Stel­le wird mit gro­ßen Hin­weis­schil­dern da­rauf auf­merk­sam ge­macht, daß sich hier der Ur­sprung der Isar be­fin­de. Ob­wohl dies, wie un­ten dar­ge­legt, in un­se­ren Au­gen Hum­bug ist, wä­re da­ge­gen zu­nächst nichts wei­ter ein­zu­wen­den. Al­ler­dings soll hier of­fen­sicht­lich ein­mal mehr auf­grund der un­er­sätt­li­chen Pro­fit­gier und zum aus­schließ­li­chen Nut­zen ei­ni­ger we­ni­ger skru­pel­lo­ser Ge­schäf­te­ma­cher dem­nächst die sy­ste­ma­ti­sche Zer­stö­rung des bis­lang un­be­rühr­ten Tals be­gin­nen:

Vol­ler Stolz wird auf Pla­ka­ten an­ge­kün­digt, daß in die­ser emp­find­li­chen Ge­gend neue We­ge ge­baut wer­den, die zu den Quel­len füh­ren sol­len, die ge­mein­sam an­geb­lich den Ur­sprung der Isar bil­den und die lei­der nicht di­rekt ne­ben dem etab­lier­ten Haupt­weg lie­gen, son­dern ei­ni­ge hun­dert Me­ter ab­seits des­sel­ben.

Wie die­se Ge­schich­te en­den wird, ist klar: Ge­trie­ben von Gier und be­sto­chen durch Ge­schäf­te­ma­cher wird die lo­ka­le Po­li­tail­le bald da­für sor­gen, daß das bis­lang un­ter Schutz ste­hen­de Hin­ter­au­tal für KFZs ge­öff­net und der Forst­weg as­phal­tiert wird, wo­mit dann ei­nes der letz­ten und wert­voll­sten Re­fu­gi­en des ge­sam­ten Al­pen­raums ver­lo­ren wä­re.

Die­ser Ver­lust wird den da­raus Vor­teil zie­hen­den Bus­un­ter­neh­mer im Stadt­rat oder den schnit­ti­gen Vor­sit­zen­den der lo­ka­len Wirt­schafts­ju­nio­ren kaum von ih­ren Plä­nen ab­hal­ten; Po­li­tik und Wirt­schaft ken­nen schon im­mer we­der Ge­wis­sen noch Ver­ant­wor­tung, son­dern aus­schließ­lich per­sön­li­che Be­rei­che­rung, Aus­beu­tung und Zer­stö­rung der Na­tur, meist be­grün­det durch das Tot­schlag-​Ar­gu­ment, Ar­beits­plät­ze zu schaf­fen.

Es bleibt nur zu wün­schen, daß Um­welt­schüt­zer in die­sem Fall auf die Bar­ri­ka­den ge­hen und den Fall recht­zei­tig pub­lik ma­chen, und daß ein sol­ches Vor­ha­ben auch von den Gä­sten und Ein­woh­nern ent­spre­chend ne­ga­tiv be­wer­tet wird – so wie der­zeit die Olym­pia-​Be­wer­bung bei den Ein­woh­nern in Gar­misch auf er­heb­li­chen Wi­der­stand stößt, was höch­sten Re­spekt ab­nö­tigt und Hoff­nung für die Zu­kunft ver­leiht.

Be­mer­kens­wert ist hier­bei, daß erst­mals in ei­nem sol­chen Fall von gro­ßen Tei­len der lo­ka­len Be­völ­ke­rung Ar­gu­men­te des Um­welt­schut­zes und nicht wirt­schaft­li­che Ar­gu­men­te oder For­de­run­gen nach mehr Geld ins Feld ge­führt wer­den. Wir hof­fen in­stän­dig, daß die be­trof­fe­nen Bau­ern hart blei­ben und die Be­völ­ke­rung wei­ter­hin hin­ter ih­nen steht. Falls dies ein­tritt, soll­te die­ses weit­sich­ti­ge, zu­kunfts­ori­en­tier­te Ver­hal­ten selbst­ver­ständ­lich be­lohnt wer­den, bei­spiels­wei­se da­durch, daß der näch­ste Ur­laub in die­ser Ge­gend ver­bracht wird.

Im Hin­ter­au­tal
Im Hinterautal: Östliches und Westliches Birkkar, Hochjöchl, Östliche Ödkarspitze, Birkkarspitze
Im Hin­ter­au­tal: Öst­li­ches und West­li­ches Birk­kar, Hoch­jöchl, Öst­li­che Öd­kar­spit­ze, Birk­kar­spit­ze.
Im Hinterautal: Östliches und Westliches Birkkar, Hochjöchl, Östliche Ödkarspitze, Birkkarspitze
Im Hin­ter­au­tal
Im Hinterautal, kurz vor der Kastenalm: Im Hintergrund Speckkarspitze, Kleiner Lafatscher
Im Hin­ter­au­tal, kurz vor der Ka­sten­alm: Im Hin­ter­grund Speck­kar­spit­ze, Klei­ner La­fat­scher.
Im Hinterautal, kurz vor der Kastenalm: Im Hintergrund Speckkarspitze, Kleiner Lafatscher
Nä­he Koh­ler­alm
Auf der Kohleralm, kurz vor der Hallerangeralm: Speckkarspitze; die Felswand im Vordergrund verdeckt das Lafatscher Joch
Auf der Koh­ler­alm, kurz vor der Hal­ler­an­ger­alm: Speck­kar­spit­ze; die Fels­wand im Vor­der­grund ver­deckt das La­fat­scher Joch.
Auf der Kohleralm, kurz vor der Hallerangeralm: Speckkarspitze; die Felswand im Vordergrund verdeckt das Lafatscher Joch
Nä­he Koh­ler­alm
Bei der Kohleralm, unterhalb der Hallerangeralm: Kleiner Lafatscher mit der berühmten gigantischen Nordost-Verschneidung
Bei der Koh­ler­alm, un­ter­halb der Hal­ler­an­ger­alm: Klei­ner La­fat­scher mit der be­rühm­ten gi­gan­ti­schen Nord­ost-​Ver­schnei­dung.
Bei der Kohleralm, unterhalb der Hallerangeralm: Kleiner Lafatscher mit der berühmten gigantischen Nordost-Verschneidung

Das ver­blei­ben­de kur­ze Stück Weg bis zur Ka­sten­alm wur­de al­so in et­was ge­trüb­ter Stim­mung zu­rück­ge­legt; spä­tes­tens hier al­ler­dings ge­wan­nen die po­si­ti­ven Ge­füh­le wie­der die Ober­hand. Die Ka­sten­alm ist kei­ne je­ner rie­si­gen Ab­füt­te­rungs­an­stal­ten, die in un­be­rühr­ter Na­tur nichts zu su­chen ha­ben, son­dern ist in fast na­tür­li­cher Wei­se ins Ge­län­de in­te­griert. Sie liegt auf ei­nem herr­li­chen Pla­teau, und es gibt ge­nü­gend Rast­mög­lich­kei­ten auch ab­seits von ihr, wahl­wei­se im Schat­ten des lich­ten Wal­des ne­ben dem La­fat­scher Bach oder in der pral­len Son­ne hun­dert Me­ter nörd­lich.

Die­ser ru­hi­ge, fast schon my­sti­sche Ort ist die End­sta­ti­on der Tour für al­le, die nicht mit ei­nem gu­ten MTB hier­her ge­langt sind oder le­dig­lich mit­tel­mä­ßi­ge Kon­di­ti­on und Fahr­tech­nik be­sit­zen, denn ab jetzt be­ginnt der ei­gent­li­che An­stieg zur Hal­ler­an­ger­alm über rund 5 km und 550 hm. Die­ser weist im er­sten Teil ei­ne irr­sin­ni­ge Stei­gung von teils über 25% so­wie schwer zu fah­ren­den Be­lag auf dem Weg auf.

Her­vor­ra­gen­de Kon­di­ti­on und ex­zel­len­te Fahr­tech­nik sind Vo­raus­set­zung, um die­ses Stück zu be­wäl­ti­gen, aber so­gar un­ter Kön­nern wer­den die we­nig­sten in der La­ge sein, kom­plett durch­zu­fah­ren. An die­sem Tag gab es un­ter den vie­len MTB-​Fah­rern, die wir spä­ter auf der Alm tra­fen, nach ei­ge­ner Aus­sa­ge nie­man­den, der dies ver­mocht hät­te.

Ich war an die­sem Tag eben­falls nicht in der La­ge da­zu, son­dern war zwei- oder drei­mal zum An­hal­ten ge­zwun­gen, weil ich mich ver­steu­ert hat­te oder um Herz- und Atem­fre­quenz wie­der auf ein ver­tret­ba­res Maß zu­rück­zu­füh­ren. Je­doch ge­lang es mir je­des Mal, wie­der an­zu­fah­ren, so daß mir der größ­te Alp­traum je­des ehr­gei­zi­gen MTB-​Fah­rers, näm­lich das Schie­ben, er­spart blieb. Ich bin über­zeugt da­von, daß der An­stieg prin­zi­pi­ell oh­ne Un­ter­bre­chung mach­bar ist, und wer­de die­se of­fe­ne Rech­nung hof­fent­lich noch be­glei­chen.

Spä­ter ha­ben wir vom Wirt der Hal­ler­an­ger­alm er­fah­ren, daß das be­son­ders schwie­ri­ge und stei­le un­te­re Stück des Wegs zwei Ta­ge vor un­se­rem Be­such frisch auf­ge­schüt­tet wor­den war, was die An­ge­le­gen­heit selbst­ver­ständ­lich er­heb­lich er­schwer­te. Da­zu kam, daß wir die Tour wäh­rend der glü­hen­den Hit­ze wäh­rend des zwei­ten Wo­chen­en­des im Ju­li 2010 ge­fah­ren sind. Die von der Mit­tags­son­ne auf­ge­heiz­te Fels­wand auf der rech­ten Sei­te des We­ges wirk­te da­bei wie ein zu­sätz­li­cher Heiz­kör­per, und trotz der Hö­he von rund 1300 m über NN lag an die­ser Stel­le kei­ne Re­gung in der schwit­zen­den Luft.

Nä­he Koh­ler­alm
Bei der Kohleralm, unterhalb der Hallerangeralm: Großer Gschnierkopf, Teile der Gleirsch-Halltal-Kette
Bei der Koh­ler­alm, un­ter­halb der Hal­ler­an­ger­alm: Gro­ßer Gschnier­kopf, Tei­le der Gleirsch-​Hall­tal-​Ket­te.
Bei der Kohleralm, unterhalb der Hallerangeralm: Großer Gschnierkopf, Teile der Gleirsch-Halltal-Kette
Nä­he Koh­ler­alm
Bei der Kohleralm, unterhalb der Hallerangeralm: Gumpenkopf, hinten Brunnsteinspitze / Rotwandlspitze
Bei der Koh­ler­alm, un­ter­halb der Hal­ler­an­ger­alm: Gum­pen­kopf, hin­ten Brunn­stein­spit­ze / Rot­wandl­spit­ze.
Bei der Kohleralm, unterhalb der Hallerangeralm: Gumpenkopf, hinten Brunnsteinspitze / Rotwandlspitze
Hal­ler­an­ger­haus
Hallerangerhaus: Blick auf den Kleinen Lafatscher mit der berühmten Nordost-Verschneidung und einige Gipfel der Gleirsch-Halltal-Kette
Hal­ler­an­ger­haus: Blick auf den Klei­nen La­fat­scher mit der be­rühm­ten Nord­ost-​Ver­schnei­dung und ei­ni­ge Gip­fel der Gleirsch-​Hall­tal-​Ket­te.
Hallerangerhaus: Blick auf den Kleinen Lafatscher mit der berühmten Nordost-Verschneidung und einige Gipfel der Gleirsch-Halltal-Kette
Hal­ler­an­ger­haus
Hallerangerhaus: Mittlere Jägerkarspitze, Hoher Gleirsch und nochmals Gumpenkopf, ganz hinten Brunnsteinspitze / Rotwandlspitze und Wettersteinspitzen
Hal­ler­an­ger­haus: Mitt­le­re Jä­ger­kar­spit­ze, Ho­her Gleirsch und noch­mals Gum­pen­kopf, ganz hin­ten Brunn­stein­spit­ze / Rot­wandl­spit­ze und Wet­ter­stein­spit­zen.
Hallerangerhaus: Mittlere Jägerkarspitze, Hoher Gleirsch und nochmals Gumpenkopf, ganz hinten Brunnsteinspitze / Rotwandlspitze und Wettersteinspitzen

Un­ge­ach­tet der Be­la­stung für Kreis­lauf und Kon­zen­tra­tion bren­nen sich die Bil­der die­ses An­stiegs ge­nau­so ins Ge­dächt­nis wie der Schweiß in die Au­gen. In be­ein­dru­cken­der Wei­se stürzt der La­fat­scher Bach durch ei­ne wil­de Schlucht steil, stel­len­wei­se fast senk­recht zu Tal, was der Grund für die wahn­wit­zi­ge Stei­gung ist. Die Fahrt führt näm­lich ent­ge­gen der Fall­rich­tung des Ge­wäs­sers na­he­zu par­al­lel zu die­sem, al­ler­dings meist mit ei­ni­gem Ab­stand, am Rand der Schlucht nach oben.

Da­nach be­ginnt der zwei­te Teil der Auf­fahrt, der ei­nen völ­lig an­de­ren Cha­rak­ter auf­weist. Der Weg führt aus dem Hang und aus dem Wald hi­naus, die im vor­her­ge­hen­den Teil Pa­no­ra­ma­bli­cke ver­hin­dern, und ver­läuft statt­des­sen mehr in der Mit­te von Tä­lern, meist in grö­ße­rem Ab­stand zu ho­hen Bäu­men. Er wird deut­lich fla­cher und bie­tet so­gar zwei­mal ein kur­zes ebe­nes Stück zur Er­ho­lung an, ist aber nach wie vor schwie­rig zu fah­ren.

Gröb­ster Schot­ter und stän­dig aus dem Un­ter­grund ra­gen­de grö­ße­re Fels­bro­cken rüt­teln MTB-​Fah­rer trotz Fe­de­rung selbst bei der nied­ri­gen Ge­schwin­dig­keit der Auf­wärts­fahrt kräf­tig durch, was trotz der ge­rin­ge­ren Stei­gung na­he­zu ge­nau­so viel Kraft ko­stet wie der vor­he­ri­ge Ab­schnitt. Da­zu noch wer­den die fla­che­ren Stü­cke durch manch kur­ze, sehr stei­le Ram­pe aus­ge­gli­chen. Durch­fah­ren ist aber de­fi­ni­tiv mög­lich, ob­wohl wir auch hier man­chen grund­sätz­lich gut trai­niert wir­ken­den MTB-​Fah­rer schie­bend an­ge­trof­fen ha­ben.

Das Pa­no­ra­ma ist un­be­schreib­lich schön und ab­wechs­lungs­reich, die Fahrt führt teils durch satt­grü­ne Alm­wie­sen mit rei­chem Be­stand an Na­tur­blu­men, die an an­de­ren Or­ten kaum mehr an­ge­trof­fen wer­den, in un­mit­tel­ba­rer Nä­he der mäch­ti­gen Fels­wän­de des La­fat­scher und der Speck­kar­spit­ze, mit Blick auf das La­fat­scher Joch und die gi­gan­ti­sche Nord­ost-​Ver­schnei­dung des Klei­nen La­fat­scher, durch die ei­ne der schwer­sten und be­rühm­te­sten Klet­ter­rou­ten des Kar­wen­del führt.

Das Hal­ler­an­ger­haus ge­hört zu den mit­tel­gro­ßen Al­men; es ist viel­leicht nicht ganz so na­tür­lich und urig wie bei­spiels­wei­se die Ober­brunn­alm, und es herrscht we­sent­lich mehr Be­trieb als dort. So­lan­ge aber die An­fahrt mit KFZs nicht mög­lich ist, bleibt die Welt in Ord­nung. Die Aus­sicht von dort ist ab­so­lut spek­ta­ku­lär:

Berg­mas­si­ve um­ge­ben den Ort an zwei Sei­ten, oh­ne ihm die Luft zu neh­men. Nach We­sten sind wei­te Bli­cke tal­ab­wärts über das Hin­ter­au­tal mög­lich, nach Osten tal­auf­wärts in Rich­tung Über­schal­loch. Die Ein­drü­cke des Auf­ent­halts ge­hö­ren zu je­nen, die nicht nur im Ge­dächt­nis, son­dern auch in der See­le Hei­mat ge­fun­den ha­ben.

Hal­ler­an­ger­haus
Hallerangerhaus: Nordseite der Speckkarspitze
Hal­ler­an­ger­haus: Nord­sei­te der Speck­kar­spit­ze.
Hallerangerhaus: Nordseite der Speckkarspitze
Hal­ler­an­ger­haus
Hallerangerhaus: Weitere Almgebäude, Teil der Nordseite der Gleirsch-Halltal-Kette (Signalkopf, Kleiner und Großer Bettelwurf, Fallbachkartürme)
Hal­ler­an­ger­haus: Wei­te­re Alm­ge­bäu­de, Teil der Nord­sei­te der Gleirsch-​Hall­tal-​Ket­te (Sig­nal­kopf, Klei­ner und Gro­ßer Bet­tel­wurf, Fall­bach­kar­tür­me).
Hallerangerhaus: Weitere Almgebäude, Teil der Nordseite der Gleirsch-Halltal-Kette (Signalkopf, Kleiner und Großer Bettelwurf, Fallbachkartürme)
Isar
Quelle des Lafatscher Bachs / der Isar kurz oberhalb des Hallerangerhauses
Quel­le des La­fat­scher Bachs / der Isar kurz ober­halb des Hal­ler­an­ger­hau­ses.
Quelle des Lafatscher Bachs / der Isar kurz oberhalb des Hallerangerhauses
Isar
Lafatscher Bach / Isar wenige Meter unterhalb der Quelle
La­fat­scher Bach / Isar we­ni­ge Me­ter un­ter­halb der Quel­le.
Lafatscher Bach / Isar wenige Meter unterhalb der Quelle

Wer am Hal­ler­an­ger­haus an­ge­kom­men ist, soll­te es sich nicht neh­men las­sen, ei­ni­ge Dut­zend Me­ter nach Sü­den zu lau­fen, bis der La­fat­scher Bach er­reicht ist, und die­sem für viel­leicht 200 m auf­wärts bis zu sei­ner Quel­le zu fol­gen. Es ist fas­zi­nie­rend, zu er­le­ben, wie dort das Was­ser aus dem stei­ni­gen Bo­den des Bach­betts he­raus­quillt, und die­se Stel­le wird von den mei­sten Ein­hei­mi­schen zu Recht als die Quel­le der Isar be­trach­tet.

An der an­de­ren oben ge­nann­ten Stel­le, die die er­wähn­ten In­te­res­sen­grup­pen als Ur­sprung der Isar aus­beu­ten, ist der La­fat­scher Bach hin­ge­gen be­reits ein re­spek­tab­les Ge­wäs­ser, in das die an­geb­li­chen Quel­len der Isar, die in ih­rer Sum­me viel klei­ner sind, seit­lich hi­nein­mün­den. Es ist nach­ge­ra­de lä­cher­lich, die­se klei­nen Sei­ten­bä­che von we­ni­gen hun­dert Me­tern Län­ge als die Ur­sprün­ge der Isar zu be­zeich­nen, da der viel grö­ße­re Bach, in den sie flie­ßen, an der Stel­le des Auf­ein­an­der­tref­fens schon ei­ni­ge Ki­lo­me­ter alt ist.

Auf ei­ner Hin­weis­ta­fel an je­ner Stel­le fin­det sich so­gar noch ei­ne fa­den­schei­ni­ge Er­klä­rung des so leicht durch­schau­ba­ren Un­sinns. Als Quel­le ei­nes Flus­ses wird hier der­je­ni­ge Zu­lauf de­fi­niert, der ganz­jäh­rig Was­ser führt. Da­rauf gibt es zwei Ant­wor­ten:

Er­stens hal­te ich es für aus­ge­schlos­sen, daß der La­fat­scher Bach wie be­haup­tet nicht ganz­jäh­rig Was­ser führt, und Ein­hei­mi­sche be­stä­ti­gen die­se Aus­sa­ge. Al­len­falls ver­schiebt sich die Quel­le des La­fat­scher Ba­ches un­ter spe­ziel­len, sel­te­nen Um­stän­den ein we­nig nach un­ten. Aber dies än­dert nichts an der Tat­sa­che, daß der La­fat­scher Bach an der be­wuß­ten Stel­le schon we­sent­lich län­ger und grö­ßer als al­le wei­te­ren Zu­flüs­se zu­sam­men.

Zwei­tens ist die hier ge­ge­be­ne De­fi­ni­tion des Be­griffs Quel­le kei­nes­wegs all­ge­mein an­er­kannt [Link] [Link], son­dern viel­mehr zur Be­grün­dung der Ver­mark­tungs­ab­sich­ten aus den Fin­gern ge­so­gen.

Ob­wohl die Rück­fahrt ins Tal auf dem glei­chen Weg wie die An­fahrt er­folgt, bie­ten sich neue Ein­drü­cke, weil nun die Land­schaft in um­ge­kehr­ter Rich­tung be­trach­tet wird. Das Stück vor der Ka­sten­alm er­scheint bei der Fahrt berg­ab eben­so steil wie in um­ge­kehr­ter Rich­tung, muß kon­zen­triert an­ge­gan­gen wer­den und ruft stel­len­wei­se Zwei­fel da­ran her­vor, daß man hier vor ei­ni­ger Zeit wirk­lich hoch­ge­fah­ren ist.

Ab der Ka­sten­alm ist die lan­ge Ab­fahrt durch das Hin­ter­au­tal bis zum Ab­zweig des We­ges zur Plei­sen­hüt­te dann rein­ste Er­ho­lung. Die­ser Ab­zweig mag wäh­rend des schwe­re­lo­sen Da­hin­glei­tens der Ab­fahrt und der ge­dank­li­chen Ver­lo­ren­heit ob der Na­tur­schön­hei­ten viel­leicht über­se­hen wer­den; er be­fin­det sich kurz hin­ter dem Gast­haus Wie­sen­hof.

Wäh­rend der Auf­fahrt zur Plei­sen­hüt­te sind rund 700 hm auf rund 6 km Stre­cke zu be­wäl­ti­gen. In ei­ni­gen Pub­li­ka­tio­nen wird der obe­re Teil die­ses An­stiegs als sehr schwer be­schrie­ben. Die er­sten bei­den Ki­lo­me­ter sind je­doch leicht mach­bar, die Stei­gung bleibt un­ter 15%, der Weg ist gut. Die Stre­cke ver­läuft im Wald, Pa­no­ra­ma­bli­cke sind noch nicht mög­lich.

Un­ge­fähr ab der Que­rung des Was­ser­le­gra­bens stei­gen die An­for­de­run­gen dann zu­se­hends: Der Weg wird stei­ler und schlech­ter, im­mer häu­fi­ger ver­lief un­se­re Fahrt in der pral­len Son­ne, die zur be­tref­fen­den Uhr­zeit fast noch im Ze­nith stand, und lang­sam gin­gen un­se­re Vor­rä­te an Trink­ba­rem zur Nei­ge.

Isar
Lafatscher Bach / Isar rund 2.5 km und 250 hm unterhalb der Quelle
La­fat­scher Bach / Isar rund 2.5 km und 250 hm un­ter­halb der Quel­le.
Lafatscher Bach / Isar rund 2.5 km und 250 hm unterhalb der Quelle
Isar
Lafatscher Bach / Isar rund 5 km und 550 hm unterhalb der Quelle
La­fat­scher Bach / Isar rund 5 km und 550 hm un­ter­halb der Quel­le.
Lafatscher Bach / Isar rund 5 km und 550 hm unterhalb der Quelle
Isar
Isar im Hinterautal, kurz unterhalb der Mündung des Ödkarbachs; die Bedeutung der Steinformationen ist mir leider unbekannt.
Isar im Hin­ter­au­tal, kurz un­ter­halb der Mün­dung des Öd­kar­bachs.
Isar im Hinterautal, kurz unterhalb der Mündung des Ödkarbachs; die Bedeutung der Steinformationen ist mir leider unbekannt.
Plei­sen­hüt­te
Pleisenhütte: Solstein, Erlspitze, Freiungspitzen, Reither Spitze (hinten), Karlspitze (etwas weiter vorn)
Plei­sen­hüt­te: Sol­stein, Erl­spit­ze, Frei­ung­spit­zen, Rei­ther Spit­ze (hin­ten), Karl­spit­ze (et­was wei­ter vorn).
Pleisenhütte: Solstein, Erlspitze, Freiungspitzen, Reither Spitze (hinten), Karlspitze (etwas weiter vorn)

Die letz­ten bei­den Ki­lo­me­ter vor der Plei­sen­hüt­te sind dann tat­säch­lich noch­mals von an­de­rem Ka­li­ber. Sehr schwer zu fah­ren­der Un­ter­grund, näm­lich tie­fer, lo­ser Schot­ter, ver­bün­det sich hier mit fast schon ex­tre­men Stei­gun­gen von weit über 20%. Durch­fah­ren ist nur für die­je­ni­gen mög­lich, die über aus­ge­zeich­ne­te Kon­di­ti­on und Fahr­tech­nik ver­fü­gen; das Gros de­rer, die sich hier ver­su­chen, wird ei­ni­ge Stü­cke schie­ben müs­sen.

Mir blieb der Er­folg dies­mal auf­grund ei­nes Hun­ger­astes und auf­grund von Flüs­sig­keits­man­gel ver­sagt; trotz lang­jäh­ri­ger Er­fah­rung hat­ten wir die Wir­kung der glü­hen­den Hit­ze so­wie den Be­darf an Ka­lo­rien un­ter­schätzt. Es hat schon sei­nen Grund, daß an­schei­nend kaum je­mand bei­de An­stie­ge (Hal­ler­an­ger­haus und Plei­sen­hüt­te) in ei­ner Tour ver­sucht.

Wie bei dem Stück nach der Ka­sten­alm blieb mir Schie­ben je­doch er­spart; das An­fah­ren ge­lang nach je­der der Pau­sen, die durch ei­nen all­zu nied­ri­gen Blut­zu­cker­spie­gel er­zwun­gen wur­den. Auch die­se Rech­nung wer­de ich ei­nes Ta­ges be­glei­chen.

Die Aus­sicht von der Plei­sen­hüt­te ist von an­de­rer Art als je­ne vom Hal­ler­an­ger­haus, aber ge­nau­so schön. Rü­cken dort die Fels­wän­de fast zum Grei­fen nah an das Ge­bäu­de he­ran, so bie­tet sich hier ein fan­ta­sti­scher Über­blick über mehr als ei­nen Halb­kreis auf die Nord­wän­de ei­nes Groß­teils der Gleirsch-​Hall­tal-​Ket­te und von Tei­len der Nord­ket­te, näm­lich un­ter an­de­rem Sol­stein, Erl­spit­ze, Frei­ung­spit­zen, Rei­ther Spit­ze, Karl­spit­ze, Brand­joch­spit­zen, Schön­fle­cke, Ho­her Gleirsch, Was­ser­kar­spit­ze, Rie­gel­kar­spit­zen, Prax­ma­rer­kar­spit­ze, Kas­kar­spit­ze, Sonn­tag­kar­spit­ze, Bach­ofen­spit­zen, La­fat­scher, Speck­kar­spit­ze, Bet­tel­wurf, Hoch­eder und Riet­zer Gries­ko­gel, die letz­te­ren be­reits auf der an­de­ren Sei­te des Inn­tals.

Die Plei­sen­hüt­te ist ein re­la­tiv gro­ßes, aber ur­ge­müt­li­ches Bau­werk aus Holz, das ne­ben der be­mer­kens­wer­ten Gast­stu­be auch Grup­pen­schlaf­räu­me in ein­fa­cher Aus­füh­rung bie­tet und oft als Aus­gangs­punkt für Ex­pe­di­tio­nen auf die Plei­sen­spit­ze oder an­de­re Gip­fel der Vom­per Ket­te ge­nutzt wird. Die­se Gip­fel blei­ben Fuß­gän­gern vor­be­hal­ten; von der Plei­sen­hüt­te aus sind sie nicht sicht­bar, weil letz­te­re auf ei­nem klei­nen Pla­teau im Wald an der Flan­ke der Vom­per Ket­te liegt. Le­dig­lich ein ein­ge­schränk­ter Blick auf die Plei­sen ist von ei­ni­gen Stel­len die­ses Pla­teaus aus mög­lich.

Plei­sen­hüt­te
Pleisenhütte: Hintere und Vordere Brandjochspitze, Kleiner und Großer Solstein
Plei­sen­hüt­te: Hin­te­re und Vor­de­re Brand­joch­spit­ze, Klei­ner und Gro­ßer Sol­stein.
Pleisenhütte: Hintere und Vordere Brandjochspitze, Kleiner und Großer Solstein
Plei­sen­hüt­te
Pleisenhütte: Schönflecke, Hoher Gleirsch, Wasserkarspitze, Riegelkarspitzen
Plei­sen­hüt­te: Schön­fle­cke, Ho­her Gleirsch, Was­ser­kar­spit­ze, Rie­gel­kar­spit­zen.
Pleisenhütte: Schönflecke, Hoher Gleirsch, Wasserkarspitze, Riegelkarspitzen
Plei­sen­hüt­te
Pleisenhütte: Reither Spitze, Hocheder / Rietzer Grieskogel, letztere bereits auf der anderen Seite des Inntals
Plei­sen­hüt­te: Rei­ther Spit­ze, Hoch­eder / Riet­zer Gries­ko­gel, letz­te­re be­reits auf der an­de­ren Sei­te des Inn­tals.
Pleisenhütte: Reither Spitze, Hocheder / Rietzer Grieskogel, letztere bereits auf der anderen Seite des Inntals
Plei­sen­hüt­te
Pleisenhütte mit Blick auf die Pleisenspitze (rechts, durch den Baum verdeckt)
Plei­sen­hüt­te mit Blick auf die Plei­sen­spit­ze (rechts, durch den Baum ver­deckt).
Pleisenhütte mit Blick auf die Pleisenspitze (rechts, durch den Baum verdeckt)

MTB-​Fah­rer sind auf Hüt­ten oder Al­men meist schnell mit an­de­ren Gä­sten und den Wirts­leu­ten im Ge­spräch. Dies­mal tra­fen wir ei­ne Grup­pe jun­ger Män­ner, die all­jähr­lich zu­sam­men ihr tra­di­tio­nel­les Män­ner­wo­chen­en­de auf der Plei­sen­hüt­te ver­brin­gen und da­bei ihr Vor­ha­ben, die Plei­sen­spit­ze zu be­stei­gen, re­gel­mä­ßig nicht durch­füh­ren kön­nen, weil Grün­de wie die Ge­burts­tags­fei­er der Wir­tin oder die An­kunft bra­si­lia­ni­scher Sam­ba-​Tän­ze­rin­nen an­läß­lich ei­nes Jung­ge­sel­len-​Ab­schieds zu ei­nem Grad an Über­näch­ti­gung und ver­mut­lich auch zu ei­nem Al­ko­hol­spie­gel füh­ren, der der­lei Ak­ti­vi­tä­ten un­mög­lich macht.

Die Tän­ze­rin­nen, aus ei­ner Groß­stadt im Osten Deutsch­lands stam­mend, wa­ren laut Schil­de­rung bei der te­le­fo­ni­schen Be­auf­tra­gung be­gei­stert von der Aus­sicht auf die­sen un­ge­wöhn­li­chen Auf­tritt, wuß­ten aber of­fen­sicht­lich nicht, was der Wort­teil "Berg" im Wort "Berg­hüt­te" in Ös­ter­reich wohl be­deu­ten mö­ge.

Dem­ent­spre­chend hat­ten sie zwar mit der lan­gen An­rei­se, aber nicht mit ei­nem Ab­schluß des Ar­beits­wegs ge­rech­net, der in ei­nem kräf­te­zeh­ren­den Fuß­marsch von 700 hm auf schlech­tem Weg be­stand, der wohl bes­ser in Berg­schu­hen als in Städ­te­rin­nen-​Equip­ment zu­rück­ge­legt wor­den wä­re, und ver­wei­ger­ten nach der An­kunft aus Är­ger, Er­schöp­fung, Schmerz und üb­ler Lau­ne zu­nächst die Ar­beit. Mit fort­schrei­ten­der Uhr­zeit kehr­ten die Da­men je­doch in ih­ren an­ge­bo­re­nen, fröh­li­chen Ge­müts­zu­stand zu­rück, und die An­ge­le­gen­heit nahm ei­nen glück­li­chen Aus­gang.

Wir konn­ten uns die An­kunft der Tän­ze­rin­nen in ih­rem un­ge­eig­ne­ten Schuh­werk und mit ih­ren in die­ser Um­ge­bung zum La­chen rei­zen­den son­sti­gen Ac­ces­soires leb­haft vor­stel­len und sa­ßen für die näch­ste hal­be Stun­de mit brei­tem Grin­sen am Tisch, wäh­rend uns die Män­ner­grup­pe wei­te­re Er­leb­nis­se aus ih­ren Auf­ent­hal­ten an die­sem Ort er­zähl­te.

Ei­ner der Män­ner hat­te auf der Hüt­te be­reits ein­mal für ein Jahr als Koch ge­ar­bei­tet und war in­so­fern für mich ein in­te­res­san­ter Ge­sprächs­part­ner, durf­te ich doch nun end­lich auf die Ant­wort auf ei­ne exi­sten­ti­el­le Fra­ge hof­fen: Wa­rum nur ist der Kai­ser­schmarrn, der auf den hö­her lie­gen­der Berg­hüt­ten in Ös­ter­reich zu­be­rei­tet wird, der be­ste der Welt?

Der Grund scheint tat­säch­lich in der Hö­he des Zu­be­rei­tungs­orts über dem Mee­res­spie­gel zu lie­gen. Mein Ge­sprächs­part­ner schil­der­te, daß er an sei­nem Wohn­ort in rund 500 m Hö­he den Kai­ser­schmarrn un­ter Be­ach­tung al­ler Be­son­der­hei­ten der Zu­be­rei­tung (kei­ne Milch, Blech­pfan­ne) nach iden­ti­schem Re­zept wie auf der Hüt­te nach­ge­kocht hat­te, das Er­geb­nis die­ser Be­mü­hun­gen je­doch die Er­war­tun­gen über al­le Ma­ßen ent­täusch­te.

Mir bleibt es da­bei ein Rät­sel, wie der Luft­druck und der Sie­de­punkt von Was­ser, die mir die ein­zi­gen re­le­van­ten phy­si­ka­li­schen Un­ter­schie­de zwi­schen Zu­be­rei­tungs­or­ten schei­nen, die in ver­schie­de­nen Hö­hen lie­gen, den Ge­schmack von Spei­sen der­art be­ein­flus­sen kön­nen. Viel­leicht än­dert sich auch nur die Wahr­neh­mung der Ge­schmacks-​ und Ge­ruchs­re­zep­to­ren in Zun­ge, Gau­men und Na­se mit zu­neh­men­der Hö­he oder nach kör­per­li­cher Be­la­stung?

Plei­sen­hüt­te
Rechter Anbau der Pleisenhütte, rechts (durch den Baum verdeckt) die Pleisenspitze
Rech­ter An­bau der Plei­sen­hüt­te, rechts (durch den Baum ver­deckt) die Plei­sen­spit­ze.
Rechter Anbau der Pleisenhütte, rechts (durch den Baum verdeckt) die Pleisenspitze
Plei­sen­hüt­te
Pleisenhütte: Praxmarerkarspitze, Kaskarspitze, Sonntagkarspitze, Hintere / Vordere Bachofenspitze, Kleiner / Großer Lafatscher, Speckkarspitze, Kleiner / Großer Bettelwurf
Plei­sen­hüt­te: Prax­ma­rer­kar­spit­ze, Kas­kar­spit­ze, Sonn­tag­kar­spit­ze, Hin­te­re / Vor­de­re Bach­ofen­spit­ze, Klei­ner / Gro­ßer La­fat­scher, Speck­kar­spit­ze, Klei­ner / Gro­ßer Bet­tel­wurf.
Pleisenhütte: Praxmarerkarspitze, Kaskarspitze, Sonntagkarspitze, Hintere / Vordere Bachofenspitze, Kleiner / Großer Lafatscher, Speckkarspitze, Kleiner / Großer Bettelwurf
Ried­bo­den
Abendliche Szene im Riedboden
Abend­li­che Sze­ne im Ried­bo­den.
Abendliche Szene im Riedboden

Mit reich­lich, selbst­ver­ständ­lich in Form von Kai­ser­schmarrn zu­ge­führ­tem Kraft­stoff im Blut kann nun der Rück­weg kon­zen­triert ge­mei­stert wer­den, und wäh­rend der Ab­fahrt wer­den wie­der un­ter Stei­ge­rung des Selbst­be­wußt­seins auf­grund der Tat­sa­che, daß man vor nicht all­zu­lan­ger Zeit die­sen Weg in um­ge­kehr­ter Rich­tung be­zwun­gen hat, die Schwie­rig­keit des Un­ter­grunds und die Steil­heit fast un­gläu­big zur Kennt­nis ge­nom­men. Bil­li­ge Schei­ben­brems­an­la­gen kom­men hier an ih­re Gren­zen; vor der Que­rung von Bach­läu­fen soll­te schlech­tem Ma­te­ri­al die Ge­le­gen­heit zur Ab­küh­lung ge­ge­ben wer­den. An­dern­falls be­steht die Ge­fahr, daß die Brems­schei­ben sich bei der Ab­schre­ckung durch das kal­te Was­ser ver­for­men.

Die rund 6 km der Ab­fahrt ver­strei­chen wie im Flug, und zu bald ist der Haupt­weg durch das Hin­ter­au­tal wie­der er­reicht. Die Rück­fahrt fin­det auf dem An­fahrts­weg statt, der sich in die­ser Rich­tung auf­grund des ste­ti­gen, leich­ten Ge­fäl­les fast von al­lei­ne zu­rück­legt. Nach rund 3 km wird der Orts­kern von Schar­nitz pas­siert, und der letz­te Ab­schnitt über rund 6 km be­steht dann nur noch in der ge­nuß­vol­len Fahrt durch den Ried­bo­den bis zum Orts­rand von Mit­ten­wald und von dort über haupt­säch­lich klei­ne Sträß­chen zum Bahn­hof.

Fa­zit: Ab­so­lu­te Traum­tour in sen­sa­tio­nel­ler Ku­lis­se, de­ren An­for­de­run­gen zu­min­dest bei Hit­ze auch mit MTB-​Er­fah­rung über 25 Jah­re noch un­ter­schätzt wer­den kön­nen; gut ein­teil­bar in Ein­zel­ab­schnit­te, die auch an ver­schie­de­nen Ta­gen ge­fah­ren wer­den kön­nen; das Hin­ter­au­tal bis zur Ka­sten­alm bie­tet be­reits un­ver­geß­li­che Land­schaft und ist für fast je­de Art von Fahr­rad und Fah­rer ge­eig­net.



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